Weiße Wanne

Wenn wir über Keller sprechen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass fast alle Probleme mit Wasser zu tun haben. Dagegen sind statische Probleme eher selten.

Der Kampf gegen das Wasser beginnt beim Grund- und Sickerwasser und endet beim frühsommerlichen Kondenswasser an den Innenoberflächen der Kelleraußenwände.

„Weiße Wanne“ ist die Bezeichnung für einen Keller, der auch ohne Abdichtungslagen dicht ist. Der Statiker Christian Karner hat dazu bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus Mehrkosten von rund 15.000 Euro berechnet – dafür erhält man ein „Lebenslang-Sorglos-Paket“.

Achtung: In fast jedem Angebot finden sich Begriffe wie „Dichtbetonkeller“, „Keller in Dichtbetonausführung“, „dichte Wanne“ oder zumindest „verwendet wird Dichtbeton“. Doch das Wort „dicht“ wird beim Kellerbau so leichtfertig und irreführend verwendet wie das Wörtchen „Bio“ in der Lebensmittelvermarktung. Die Wahrheit ist, dass fast kein Keller mit dieser Bezeichnung tatsächlich eine „weiße Wanne“ ist.

 

Ein zuverlässig und dauerhaft dichter Keller ohne Außenabdichtung kann nur bei Einhaltung der „Weiße-Wanne-Richtlinie“ (ÖBV – Österreichische Bautechnik Vereinigung) respektive der „WU-Beton-Richtlinie“ (des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton – DAfStb) erwartet werden. Doch auch der beste Dichtbetonkeller hilft nichts, wenn die Durchdringungen für Installationsleitungen und Schächte nicht fachgerecht abgedichtet werden. Billigprodukte sind im Stauwasserbereich auf jeden Fall zu vermeiden. Ein fachgerechtes Kellerbauwerk zu errichten bedeutet mehr, als nur Beton in eine Schalung einzufüllen.

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Auszug aus den Richtlinien

Prüfen Sie selbst, ob man Ihnen eine echte weiße Wanne oder nur einen „Keller mit Dichtbeton“ baut:

Planungsgrundlagen

  • Mindestdicke der Wand 24 cm, der Bodenplatte 25 cm.
  • Liegt ein Bewehrungsplan mit Rissweitenbeschränkung vor?
  • Dichtbeton ist wasserundurchlässig, bei einem beheizten Keller braucht es dennoch eine Dampfbremse.
  • Grundriss der Bodenplatte möglichst einfach halten, vermeiden Sie Vor- und Rücksprünge.
  • Bodenplatte auf Sauberkeitsschichte lagern, bei beheiztem Keller am besten auf XPS-Dämmplatten.
  • Zwischen Bodenplatte und Sauberkeitsschichte Trenn- und Gleitschichte anordnen: 0,75 mm Folie/Vlies/Folie.

Ausführungsgrundlagen

  • Beton mit möglichst geringen Temperatur- und Schwindspannungen verwenden, z.B. C25/30 A+B oder C25/30 B2 /CEM I mit einer Wassereindringtiefe ≥ 50 mm.
  • Nicht betonieren, wenn (über Nacht) Temperaturstürze zu erwarten sind.
  • Fugenbänder und Profile zwischen den Elementen nach Herstellerrichtlinie einbauen – fragen Sie danach.
  • Nachträgliches Eindrücken von Fugenbändern und Profilen in den Beton ist nicht zulässig.
  • Frischbetontemperaturen von 15 °C bis maximal 27 °C einhalten oder Sondermaßnahmen ergreifen. Hohe Temperaturen bewirken hohe Spannungen.
  • Nachweis der Betonqualität: Betonlieferschein verlangen.
  • Untergrund: nicht in stehendes oder fließendes Wasser betonieren.
  • Nur helle Schalung bei Sonneneinwirkung verwenden.
  • Betonfallhöhen beim Einfüllen unter einen Meter halten.
  • Die einzelnen Schüttlagen auf 30 bis 50 cm begrenzen und mit Flaschenrüttler (Vibrator) verdichten.
  • Bei enger Schalung und unvermeidbar größeren Betonfallhöhen ist ein Fallpolster 30 cm hoch mit Größtkorn 8 mm einzufüllen.
  • Bei Stahlschalungen unter 5 °C Lufttemperatur sind wärmedämmende Maßnahmen zu setzen.
  • Distanz- und Ankersysteme für die Schalung nur mit Zulassung verwenden, fragen Sie danach.
  • Kunststoff-Distanzsysteme nur mit Quellbeschichtung und Zulassung erlauben.

Nachbehandlung

  • Rissvermeidung – beim Ausschalen Beton- und Umgebungstemperatur gering halten.
  • Ausschalfrist bei Beton BS1: mindestens 36 Stunden nach dem Betonieren.
  • Ausschalfrist bei Temperaturen unter 0 °C: mindestens 72 Stunden.
  • Nachbehandlung der Bodenplatte sofort nach dem Betonieren, um frühen Wasserverlust zu verhindern.
  • Beton nach dem Betonieren drei Tage vor rascher Auskühlung schützen.
  • Beton nach dem Betonieren sieben Tage vor starker Austrocknung schützen.
  • Geschalte Betonflächen nach Ausschalen bis zum siebten Tag abdecken, vor Zugluft schützen.
  • Bauwerk zumindest innenseitig zwei bis drei Monate zur Beobachtung frei lassen.

Wenn Sie eine weiße Wanne bauen lassen, ist der Keller zwar gegen flüssiges Wasser abgedichtet, also „wasserundurchlässig“, jedoch nicht dicht gegen Wasserdampf. Durch den physikalischen Vorgang der Effusion dringt Wasserdampf durch die Wände. Bei einem unbeheizten Lagerkeller mit offenen Betoninnen-Oberflächen macht das nichts aus, das Wasser kann entweichen und verdunstet. Bei einem beheizten Wohnkeller muss jedoch an den Kelleraußenwänden eine Dampfbremse angebracht werden, bei der Bodenplatte geschieht dies innen, unter dem Fußbodenaufbau. Also auf der Bodenplatte, in der Regel mit einer Bitumenflämmbahn.

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