Sanierung als Chance

In Österreich wird täglich Grünland in der Größe von 21 Fußballfeldern in Bauland umgewidmet – ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere geht verloren. Neubau ist nicht immer erforderlich. Eine Sanierung als Chance, älteren Gebäuden wieder neuen Charme einzuhauchen. Das schont nicht nur die Geldbörse, sondern langfristig auch die Umwelt.

21 Fußballfelder täglich an neuem Bauland

Zum Stichtag der letzten Registerzählung, dem 31. Oktober 2011, gab es in Österreich 2.191.280 Gebäude. Knapp 80% davon, das heißt 1.727.129 Objekte, gehören zu der Kategorie der Ein- und Zweifamilienhäuser. Jährlich kommen rund 20.000 neue Einfamilienhäuser dazu. Dafür opfert man viel Grünland: Täglich werden österreichweit ca. 15 ha Grünland in Bauland umgewidmet, das entspricht einer Größe von rund 21 Fußballfeldern!

Der Großteil des Ein- und Zweifamilienhausbestandes, rund 75%, wurde vor 1991 errichtet, davon entstammen rund 28% der Gebäude den 1960er und 1970er Jahren. Für die letztgenannten kann in jeglicher Hinsicht von einem erhöhten Sanierungsbedarf ausgegangen werden.

Sanierung ist längerfristig immer ein Gewinn

Die Sanierungsquote liegt, allen Aufklärungs- und Fördermaßnahmen zum Trotz, leider immer noch bei unter 1% pro Jahr! Die Kosten lassen offensichtlich immer noch viele davor zurückschrecken.

Das ist in vielfacher Hinsicht schade, denn das Gebäude verliert sukzessive an Wert und man verzichtet auf die Möglichkeiten zur Komforterhöhung und Betriebskostensenkung. Außerdem bietet eine Sanierung auch gegenüber dem Neubau viele Vorteile, wie das der finanziellen Lage angepasste schrittweise Agieren, den im Allgemeinen geringeren Baukosten oder dem gesamtgesellschaftlich so wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und der Schonung der wertvollen Ressource Boden.

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Sanierung als Chance ...

... zur Generalüberholung der eigenen Lebenssituation

Nicht zuletzt stellt eine Sanierung auch eine Chance zur Generalüberholung der eigenen Lebenssituation dar. Sie ermöglicht es, unsere Lebenssituation genau unter die Lupe zu nehmen und unsere Wohnsituation optimal anzupassen. Verschiedene Bauteile haben unterschiedliche Sanierungszyklen und müssen unterschiedlich oft erneuert werden. Im Großen und Ganzen kann man aber sagen: Zum Zeitpunkt, wenn die ersten grundlegenden Reparaturarbeiten anstehen, wird ein Einfamilienhaus nicht mehr von einer mehrköpfigen Familie, sondern meist nur mehr von ein bis zwei Personen bewohnt. Dies begründet sich durch den Auszug der Kinder, Veränderungen der beruflichen oder privaten Situation und Landflucht.

Die Folge sind oft soziale Vereinsamung und meist auch finanzielle Probleme, die sich durch den Sanierungsbedarf noch zusätzlich verschärfen. Davon sind besonders Frauen betroffen, die (statistisch gesehen) nicht nur länger leben, sondern Zeit ihres Lebens durchschnittlich weniger Geld zur Verfügung haben als Männer. Aber nicht nur die Erhaltungskosten steigen, auch der Arbeitsaufwand für Haus und Garten nimmt zu. Der einstige Traum vom Eigenheim wird zunehmend zur Belastung.

Wohnsituation überdenken

Warum also nicht die Chance ergreifen und einmal die eigene Situation gründlich überdenken? Man sollte sich Fragen stellen wie z.B.:

  • Wie stell ich mir mein eigenes Älterwerden vor?
  • Was ist mir beim Wohnen wirklich wichtig?
  • Entspricht das Haus noch den aktuellen Bedürfnissen?
  • Könnte ich mir vorstellen, Teile meines Hauses mit anderen zu teilen?

Je nachdem wie die Antworten ausfallen, könnte man das Haus dann im Zuge ohnehin anstehender Sanierungsarbeiten ohne viel Mehraufwand an die neuen Bedürfnisse anpassen.

Neues Wohnen im alten Haus

Im Forschungsprojekt ReHABITAT (FEMtech 2013-2015) wurde unter der Leitung des Österreichischen Ökologie Instituts untersucht, wie leerstehende und unterbelegte Ein- und Zweifamilienhäuser zu Mehrpersonenhäusern weiterentwickelt werden können. Ein Mehrpersonenhaus ist ein Haus, in dem mehrere Menschen in einem Haus zusammenleben, die nicht unbedingt miteinander verwandt sind. Je nach gewünschtem Nähe- und Distanzgrad sind vielerlei unterschiedliche Hausgemeinschaftstypen und Abstufungen möglich: von getrennt begehbaren Wohnungen über Clusterwohnen (darunter versteht man eigene Wohnungen in der Kombination mit gemeinschaftlich geteilten Räumen wie Werkstatt, Gästezimmer, Hobbyraum etc.) bis hin zur klassischen Wohngemeinschaft. Wenn man das Wohnen noch mit anderen Nutzungen kombiniert, wie beispielsweise Büro, Co-Working Spaces, Praxis, einem kleinen Café oder Verkaufsladen, dann könnte aus einem Einfamilienhaus auch problemlos ein Multifunktionshaus werden. 

Lösungen für jede Situation

Fast immer sind Lösungen möglich, die keine allzu großen Eingriffe in die Bausubstanz nötig haben, was das Vorhaben leistbar macht. 

Je nachdem, ob das Haus im Alleineigentum bleiben soll und die Flächen vermietet werden, oder ob auch Eigentumsrechte eingeräumt werden, sind die Kosten für derartige Eingriffe und Umbauarbeiten für den Einzelnen mehr oder weniger hoch. Im Idealfall werden sie mit anderen geteilt und die Hürde, dass man sich eine Sanierung nicht leisten kann, entfällt. Die gesammelten Beispiele und Projektergebnisse wurden im Handbuch „Neues Wohnen im alten Haus“ veröffentlicht, das unter www.ecology.at heruntergeladen werden kann.

Ein Innehalten und Überdenken der eigenen Lebensumstände ist generell und in regelmäßigen Abständen zu empfehlen. Aber nicht immer hat man es in der Hand, die Situation selbst zu lenken und gegebenenfalls zu verbessern. Die Wahl der Wohnform kann man in den meisten Fällen selbst entscheiden, daher sollte man diese Chance unbedingt nützen. Denn unbestritten ist: Gemeinschaftliches Wohnen, Leben und Arbeiten schafft Qualitäten, die man nicht kaufen kann und das gilt für jede Lebensphase, alle Altersgruppen, alle Geschlechter und jedes Geldbörsel.

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