Einfaches Leben, traumhaft exklusiv

Die Revitalisierung eines alten Bauernhofs, bei der viele ungewöhnliche Ideen zu einem kostengünstigen und stimmigen Ergebnis geführt haben.

Je weiter man sich von den großen Städten entfernt, umso sichtbarer wird ein drängendes Problem des Wohnbaus in ländlichen Regionen. Derzeit verfällt in vielen kleineren Gemeinden der historisch gewachsene Ortskern, während an den Rändern uniforme Siedlungen aus Zweckhäusern entstehen. Das ist einerseits verständlich, weil Neubauten natürlich den Vorteil einer exakteren Kalkulation und mehr Planungsfreiheit haben.

Kreative Ideen am Bauernhof

Andererseits ist es aber jammerschade, dass dadurch ein Teil unseres Kulturgutes verloren geht und dörfliche Strukturen zerrissen werden. Dabei sind diese Objekte wegen des Zustands und/oder der anspruchsvollen Renovierung oft sehr günstig zu haben. Es braucht nur ein bisschen guten Willen und ein paar kreative Ideen, um alten Mauern eine neue, deutlich anspruchsvollere Lebensqualität einzuhauchen, mit deren Atmosphäre ein Neubau niemals mithalten kann.

So eine Geschichte wollen wir hier erzählen. Die Bauherrin traf das Objekt sozusagen wie ein Blitzschlag: „Wir waren an dem Tag nicht mit dem Plan aufgestanden, dass wir heute ein Haus kaufen würden. Aber dann sahen wir bei einem Ausflug das alte Steinhaus mit diesem wunderbar verwunschenen Hofgarten.“ Dem Zustand entsprechend war das Objekt sehr günstig, die Bauherrin einigte sich mit den Besitzern noch am gleichen Tag. „Ich wollte vermeiden, dass meine Kinder nur in der Stadt aufwachsen und überhaupt keinen Bezug zur Natur bekommen.“

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In den ersten Jahren war das unverändert bewohnte Bauernhaus für die Familie wie Abenteuerurlaub in den eigenen vier Wänden. Winzige Schlafkammern und rudimentäre Sanitär-Einrichtungen waren übers Wochenende lustig, man freute sich aber auch wieder auf die Rückkehr in moderne Wohnqualität. Dieses Nutzungskonzept stieß aber mit der größer werdenden Familie an seine Grenzen. Mehr Raum, aber auch mehr Komfort mussten her.

Der Architekt Christian Prasser ersann dazu eine Lösung, die alle Anforderungen an modernen Wohnkomfort erfüllte und doch den ursprünglichen Charakter des Ensembles nicht Weise beeinträchtigte. Dazu wurde der ehemalige Kleinviehstall komplett entkernt und eine „Schuhbox“ aus schwarzen MDF-Platten eingesetzt, in der drei Schlafzimmer und zwei Bäder untergebracht wurden. Der dunkle, glatte Kubus bildet einen tollen Kontrast zu den weißen und welligen Wänden. Die Bauherrin: „Die einzelnen Räume sind relativ klein, bieten aber viel Intimsphäre und verfügen alle über einen separaten Ausgang in den Garten“.

Auch in der neu gestalteten Wohnküche finden der Charme der Bausubstanz und zeitgenössisches Design auf wunderbare Weise zusammen. Klassische Kastenfenster und ein alter Lärchenboden treffen auf einen modernen Küchenblock.

Mit der dazugewonnenen Wohnqualität fühlte sich die Familie sehr wohl in diesem interessanten Mix aus Alt und Neu. Aber mit den Jahren wuchsen die Kinder, ihre Bedürfnisse und der Freundeskreis unaufhörlich, sodass es etwa acht Jahre nach dem ersten Umbau nötig war, eine zweite Revitalisierungsstufe zu zünden.

Diesmal war die ehemalige Scheune samt Großviehstall dran. Die Idee hinter dieser Baustufe war eine ganz einfache, schildert die Bauherrin: „Das Wirtschaftsgebäude war mittlerweile in einem so schrecklichen Zustand, dass eine Investition ohnehin notwendig gewesen wäre. Außerdem verlangten die Kinder und ihr Freundeskreis nach mehr Bewegungsraum, also beschlossen wir, den ohnehin zur Verfügung stehenden Raum nutzbar zu machen.“

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Kostenkontrolle

Und wieder hatte der Wiener Architekt Christian Prasser eine ungewöhnliche Idee: Um die Kosten nicht explodieren zu lassen, sollte aus der Scheune ein Wohnraum werden, der sich perfekt für eine sommerliche Nutzung eignet. „Wir haben uns einfach auf die wesentlichen Punkte der späteren Nutzung konzentriert. Bei Gebäuden, die nicht für einen universellen Alltag gedacht sind, lässt sich durch Abstriche und Kompromisse viel Geld sparen – etwa bei der Wärmedämmung.“

Der vordere Teil der Scheune am Bauernhof wurde zu einem Open-Air-Wohnzimmer mit imposantem Raumgefühl umgestaltet, verläuft doch im offenen Dachstuhl ein begehbarer Steg zu einer Fläche, die bei Bedarf als Leseecke oder Matratzenlager genützt werden kann. Der Wegfall der Dachdämmung ermöglichte einen hinreißenden Lichteffekt: Auf etwa zehn Prozent des neu gedeckten Daches wurden Glasziegel eingesetzt, sodass das Gebäude bei Nacht wie ein riesiger Lampion leuchtet.

Zusätzlich ermöglichen die großen Faltelemente vor den Türen und drehbar ausgeführte Scheunenbretter verschiedenste Lichtstimmungen bei Tag und Nacht. Eine „Sommerküche“ erleichtert die Bewirtung von Gästen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Kachelofen, der gleichzeitig den Herd, das Backrohr und in der Übergangszeit auch eine angeschlossene Liegefläche beheizt.

Im hinteren Bereich der Scheune wurde ein abgeschlossener Gästebereich mit Bad eingerichtet, der durch einen eigenen Kachelofen auch im Winter benützbar ist. Die Bauherrin: „Nach dem Ende der zweiten Bauphase wurde die umgebaute Scheune zu unserem bevorzugten Aufenthaltsort im Sommer. Hier kann man gemeinsam schöne Feste feiern, es gibt aber auch genügend Rückzugsorte für jedes Familienmitglied.“

Was Bauherren von diesem Objekt lernen können:

  • Eine Revitalisierung muss nicht unbedingt teurer als ein Neubau sein.
  • Objekte in schlechtem Zustand sind oft leichter zu bekommen als Grundstücke in gleicher Lage.
  • Renovierungen lassen mehr Platz für Eigenleistungen.
  • Mit guten Ideen lassen sich viele interessante Wohn-Lösungen erzielen.
  • Ein schrittweiser Umbau hat den Vorteil, dass er an die jeweilige finanzielle Situation angepasst werden kann.