Kauf vom Fertighausanbieter

Zuerst die gute Nachricht: Der Fertighausanbieter ist der perfekte Generalunternehmer! Natürlich ist auch hier die Prüfung des Anbieters wichtig.

Seien Sie vorsichtig bei Hausanbietern aus dem osteuropäischen Ausland. Hier ist noch ein massiver Aufholbedarf nötig. Ich habe es bis dato viel zu selten erlebt, dass ein Haus nach Fertigstellung nicht schon zumindest ein halber Totalschaden war.

Ein Holzfertighaus ist kein fehlerverzeihendes Bausystem. Standzeiten von weit über 100 Jahren sind aber dennoch kein Problem, allerdings nur bei Aufstellung durch einen Holz-Baumeister oder ein renommiertes Fertighaus-Unternehmen. Qualitativ sind gute Fertighäuser den Massivhäusern kaum noch unterlegen, zumindest was den „Lebensfaktor“ betrifft. Allerdings ergibt sich beim Wiederverkauf meist ein Wertverlust. Dieser erklärt sich daraus, dass Herr und Frau Österreicher offenbar mehr Vertrauen in die Massivbauweise haben. In der Regel bekommt man vom Fertighausanbieter das „Rundum-Sorglos-Paket“, empfehlenswert für Leute mit wenig Zeit oder zwei linken Händen.

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Verschiedene Ausbaustufen der Fertighausanbieter

Fertighäuser werden heute fast ausnahmslos in verschiedenen Ausbaustufen angeboten. Dadurch bekommt der Bauherr die Möglichkeit, seine Wünsche und Ideen einzubringen. Zu den Begrifflichkeiten gibt es eine Norm, und zwar die ÖNORM B 2310 für Fertighäuser. Wichtig erscheinen mir daraus die Definitionen der drei Ausbaustufen:

Stufe 1 – Ausbauhaus, Mindestleistungsumfang

Diese beinhaltet Einreichpläne, Bauführer, Abnahme Unterbau, Standsicherheit, Wände und Decken spachtelfähig (also nicht verspachtelt), Dachkonstruktion inklusive Dachdeckung und Verblechung. Bei ausgebautem Dachgeschoß müssen alle bauphysikalischen Anforderungen erfüllt und Oberflächen allenfalls wieder spachtelfähig hergestellt sein. Auch der Einbau einer provisorischen Treppe zu Obergeschoßen inklusive Absturzsicherungen ist erforderlich. Bäder und Duschen sind ohne Abdichtungsmaßnahmen auszuführen. Versorgungs- und Elektroleitungen müssen vorbereitet sein. Fenster und Türen sind eingebaut. Alle Außenbauteile laut Beschreibung wie Balkone und Geländer müssen vorhanden sein. Anschlüsse zum Unterbau sind regensicher und winddicht herzustellen.

Stufe 2 – Belagsfertiges Haus

Hier sind die Elektro- und Sanitärinstallationen, ebenso die Heizanlage und der Estrich, wenn vereinbart auch eine Wohnraumlüftung, fertigzustellen.

Stufe 3 – Schlüsselfertiges Haus

Bei schlüsselfertiger Ausstattung müssen alle Innenfensterbänke, Innentüren und Sanitärgegenstände wie Armaturen, jedoch ohne Accessoires, eingebaut sein. Die Verspachtelung zu Wänden und Decken, Boden- und Wandfliesen inklusive allenfalls nötiger Nassraumabdichtungen, Treppen und Geländer müssen vertragskonform eingebaut sein.

Der Begriff „belagsfertig“ kommt immer wieder im Zusammenhang mit Streitigkeiten zum Massivhaus vor, weil dort der Begriff nicht verbindlich festgelegt ist und die Leistungsbeschreibung knapp gehalten wird. Am Ende wundert sich der Häuslbauer, warum er Geländer, Innentüren und Sanitärgegenstände nicht bekommt. Daher meine Bitte: Fragen Sie immer nach, was Ihr Vertragspartner kalkuliert und angeboten hat. Denken Sie auch an Klobrillen und Steckdosen. Das gilt natürlich nicht nur für den Fertighausanbieter.

Haltbarkeiten von Häusern

In der Sachverständigen-Literatur werden Haltbarkeiten von 60 (Holzhaus) bis 150 Jahren (Massivbau) genannt. Das sind aber eher Bewertungsmaßstäbe für Sachverständige und Anwälte. Nach 100 Jahren sind zwar oftmals nur noch die Wände im Originalzustand, aber es gibt unzählige Holzhäuser, welche über 200 Jahre alt sind. Ich habe mir in Schweden das „Vindlausloftet“ angeschaut. Es wurde 1170 erbaut und steht immer noch. Auch ein schönes Beispiel ist das im Jahr 1287 errichtete und noch immer genutzte Haus „Betlehem“ in der Schweiz. Es ist im Erdgeschoß teilweise massiv und bis in den zweiten Stock als Blockhaus gebaut worden. Der Archäologe Descoeudres erforschte diese alten Häuser und bestimmte das Holzalter mittels Dendrochronologie. Er bringt es auf den Punkt:

„Diese Häuser haben den Lauf der Zeit überlebt, weil sie immer bewohnt waren und gut genutzt wurden. Wenn ein Haus nicht mehr bewohnt ist, beginnt es zu verschwinden.“

Während Markt- und Technologieführer auf dem Bereich der Fertighäuser fast schon für die Ewigkeit bauen, sind Fertighäuser vom ungeübten Newcomer oft nach 20 Jahren Schrott. Daher gilt hier besonders: „Es prüfe, wer sich ewig bindet!“

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