Biete Bohrer, suche Blumenzwiebeln

Sharing ist keine neue Idee, aber ein neues und nachhaltiges Modell, um sich das Leben zu erleichtern.

Können Sie sich vielleicht an die Werbung erinnern? Zwei Männer, die gemeinsam in der Schule waren, treffen einander nach langer Zeit wieder. Plötzlich zieht einer ein Foto nach dem anderen aus der Westentasche, knallt es vor dem anderen auf den Tisch. „Mein Haus“, sagt er mit stolz geblähter Brust, „mein Auto“, wieder ein Bild, „meine Yacht“. Damals war ein TV-Spot in dieser Art noch lustig, heute findet es kaum jemand mehr zum Lachen. Gerade, was Besitz anbelangt, ist eine neue Zeitwende angebrochen. Sie nennt sich "Sharing".

Sich alles anzuschaffen und Dinge anzuhäufen, ist für immer mehr Menschen nicht mehr erstrebenswert. Der neue Leitspruch lautet „Nutzen statt Besitzen“. Wie immer gibt es auch schon einen Begriff dafür: Sharing. Dabei geht es darum, dass Gegenstände oder auch Dienstleistungen von mehreren Personen temporär genutzt werden können. Streng genommen ist es ja nichts Neues. Schon in der Antike und im Mittelalter blühte der Tauschhandel. Heute kommt die Idee in neuem Gewand zurück. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Modell des Car Sharings: Dabei können sich Mitglieder einen Pkw für einen gewissen Zeitraum ausborgen. Sie zahlen eine Mitgliedsgebühr und zudem einen gewissen Betrag für die Nutzung. Dafür können sie auf ein eigenes Auto verzichten.

Beliebt bei jüngeren Personen

Eine Studie von PwC Österreich zeigt klar, dass Sharing Economy keine Randerscheinung mehr ist. Im Jahr 2018 nutzten bereits 47 Prozent der Österreicher mindestens einen Sharing-Economy-Service. Im Durchschnitt gaben sie dafür 574 Euro im Jahr aus. Am beliebtesten waren die Bereiche Medien und Unterhaltung (28 Prozent), gefolgt von Hotels und Unterkünfte, Mobilität sowie Handel und Konsumgüter (zu je 20 Prozent). Die Studie zeigt klar, dass sich vor allem die jüngere Bevölkerungsschicht für Services dieser Art interessiert.

Mittlerweile geht das Sharing weit über Autos hinaus. Auch Wohnungen werden temporär angeboten, bekannt ist das unter dem Begriff Airbnb. Doch das ist längst nicht alles, was im Bereich unseres Zuhauses zu finden ist. Gerade hier ist Sharing ein weites Feld, das viele Anbieter anlockt.

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Gelungene Beispiele

Auf der Homepage sharing-economy.at findet sich ein Stadtplan von Wien, in dem Sharing-Economy-Modelle eingetragen sind. Da erkennt man auf einen Blick, dass die Idee immer weiter um sich greift. Besonders im Kommen sind gemeinschaftlich genutzte Grünräume. Da immer mehr Menschen in der Stadt gerne selber ihr Gemüse anpflanzen wollen, haben sich Gemeinschaftsgärten gebildet, in denen Hochbeete oder Flächen vergeben werden. Ein Beispiel ist der Mintzgarten in der Leopoldstadt: Hier garteln die Menschen seit 2012 gemeinsam. Wer hingegen für ein Renovierungsprojekt das eine oder andere Werkzeug benötigt, wird auf shareonimo.at fündig. Auf der Website kann sich jeder als Mitglied registrieren. Geteilt werden – gegen eine geringe Leihgebühr – etwa Werkzeuge. Weiters finden sich auf der Website Immobilien, die man für einen kürzeren oder längeren Zeitraum nutzen kann – sowie Dienstleistungen, wie etwa Übersiedlungs- oder Haushaltshilfen. Natürlich kann jedes Mitglied auch seine eigene Hilfe anbieten.

In diese Kerbe schlägt auch fragnebenan.com. Diese Plattform will die Nachbarschaft in den Wiener Grätzeln wieder stärken. Man kann sich auf der Website registrieren und nicht nur Neuigkeiten austauschen, sondern auch Hilfsdienste anbieten, sich mit benötigten Gegenständen aushelfen oder gegenseitig die Betreuung der Balkonpflanzen während der Urlaubszeit übernehmen.

Tauschbörse: So ähnlich wie Sharing

Was der ursprünglichen Idee des Sharings sehr nahe kommt, nämlich der einer nachhaltigen Nutzung, ist der Verein Recycling-Kosmos (recyclingkosmos.at) in Ottakring. Anrainer gründeten diesen Verein mit dem Ziel, Ressourcen sinnvoll zu nutzen. Die Material-Koje funktioniert wie eine kleine Tauschbörse: Es ist ein Umschlagplatz für Ressourcen und Reststoffe – jeder, der ein Teil vorbeibringt, kann sich im Austausch ein anderes mitnehmen. Für Bastler und Heimwerker ist das ein tolles Angebot. Ein weiteres Angebot sind die Reparaturkurse im Projektraum. Hier finden Workshops statt, in denen gezeigt wird, wie Möbel renoviert, Elektrogeräte instandgesetzt oder Vorhänge genäht werden. Jedes Mitglied kann sein Know-how anbieten und mit der Community teilen.

Sharing Economy ist sicher ein Bereich, der noch großen Zuspruch erfahren wird. Denn durch das Internet eröffnen sich für alle, die mitmachen wollen, neue Möglichkeiten. Die Vernetzung wird einfacher und schneller. Teilen und tauschen statt kaufen ist eine sinnvolle Idee, um nachhaltig Ressourcen zu schonen – und zwar in jedem Lebensbereich.

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