Atmen Wände?

Wie kein anderer Bauteil beeinflussen Wände unser Wohlbefinden. Sie bilden im Haus die größten Oberflächen, dadurch sind sie nicht nur für die Optik, sondern auch für die Atmosphäre des Hauses entscheidend.

Bevor wir uns mit den verschiedenen Bauweisen für Wände und mit der Chemie von Wandfarben auseinandersetzen, müssen wir darüber sprechen, welche Ansprüche wir an unsere Wände stellen. Diese haben sich nämlich im Laufe der letzten Jahrzehnte deutlich verändert.

Wir steigern den Wassergehalt unserer Raumluft durch Schwitzen, Waschen, Kochen und Atmen sowie dadurch, dass wir zeitweise Baufeuchte, Innenputz, Nassestriche und dergleichen hineinbringen. Dieser Wassergehalt muss aus unseren Räumen wieder verschwinden, sonst schadet er der Bausubstanz und den Bewohnern. Wie viel volkswirtschaftlicher Schaden durch Schimmel und Pilzbefall, durch Erkrankungen der Atemwege, Allergien und Streitereien jährlich entstehen, lässt sich gar nicht bemessen. Durch Lüften reduziert man den Wassergehalt der Raumluft. Aber man kann und soll ja nicht ständig die Fenster aufreißen. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang lautet:

Können auch Wände atmungsaktiv sein?

Meiner alten Baubüchersammlung entnehme ich, dass - wie kein anderer Bauteil - Wände unser Wohlbefinden beeinflussen. Sie bilden im Haus die größten Oberflächen, dadurch sind sie nicht nur für die Optik, sondern auch für die Atmosphäre des Hauses entscheidend. Im besten Fall spenden sie ein gutes Raumklima, im schlimmsten Fall geben sie mikrobiellem Befall (Schimmel, Milben) ein Zuhause.

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Für wohngesundes Raumklima

Vollziegelmauerwerk mit mineralischem Putz und Farbe

Der mineralische Wandaufbau nimmt geduldig Wasser aus schlecht gelüfteter und damit feuchter Raumluft auf. Anders gestaltet sich das beim mit Kunststoffen versiegelten Neubau. Das ist nun beileibe kein Aufruf, nicht zu dämmen. Wer heute nicht passiv, also hochwärmegedämmt baut, betrügt sich um ein Stück Lebensqualität. Allerdings darf man heutzutage erwarten, dass die Vorzüge moderner Dämmung und die Vorzüge einer atmungsaktiven Altbauweise miteinander verbunden werden.

Die Forderung lautet also, dass mit mineralischen Materialien oder Holz gebaut werden soll. Das gilt auch für die Beschichtung innen und außen.

Das Ziel dieser Bauweise ist:

  • luftdurchlässig: nein
  • wasserdampfdurchlässig: ja, bitte!

Von Kunststofffarben in Innenräumen profitiert nur der Hersteller, aber synthetisch hergestellte Produkte sind billig und daher beliebt. Hier fehlt es an Aufklärung:

Wenn bei zwei Kübeln Farbe, von denen einer 35 Euro und der andere 50 Euro kostet, beim billigeren darauf hin gewiesen würde, dass leicht flüchtige organische Verbindungen (VOC) die Gesundheit belasten, würden die meisten Menschen gerne 15 Euro mehr bezahlen.

Doch vermutlich bleibt es ein Traum: Wohngesunde Häuser, die Rückkehr zu Glasflaschen und ein Verbot, Lebensmittel in Plastik zu verpacken. Wer nur 500 Euro für die Renovierung seiner Wohnung übrig hat, wird sich an Öko-Reden wenig erfreuen. Er möge jedoch wissen, welche Risiken durch bauchemische Produkte und Farben bestehen, und gegensteuern.

Renovierungstipps

  • Renovieren Sie in der warmen Jahreszeit und lassen Sie die Fenster offen.
  • Renovieren Sie kurz vor der Urlaubszeit, fahren Sie anschließend gleich in Urlaub.
  • Schützen Sie Ihre Kinder.
Buch (K)ein Pfusch am Bau von Günther Nussbaum

Empfehlung zum Thema

(K)EIN PFUSCH AM BAU - 3. Auflage

Günther Nussbaum / Linde Verlag

Wie ein Bausachverständiger (s)ein Traumhaus richtig bauen würde.