5 Tipps – Wie saniere ich ökologisch sinnvoll

Am Beginn einer Sanierung müssen viele grundsätzliche Überlegungen gemacht und Entscheidungen getroffen werden.

Ziel sollte immer sein, alte Bausubstanz möglichst zu erhalten, weil es nicht nur aus Sicht der Material- und Ressourceneffizienz deutlich nachhaltiger ist als ein Abbruch/Rückbau des Gebäudes und anschließendem Neubau, sondern Gebäude mit Flair auch einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität des gebauten Raumes darstellen.

Langfristiges Denken und lange Lebensdauer der eingesetzten Elemente und Materialien sind für eine ökologisch sinnvolle Sanierung eine Grundvoraussetzung. In diesem Sinne lauten die fünf Tipps:

  1. Ganzheitliches Gesamtkonzept erstellen
  2. Beratung einholen
  3. Gut planen
  4. Gut ausführen
  5. Richtig nutzen

Ganzheitliches Gesamtkonzept erstellen

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für diese Phase!

Neben der Wahl des angestrebten Energie- und Ökostandards und der damit verbundenen technischen Ausstattung gilt es, die eigenen Wohnbedürfnisse festzustellen und festzulegen, wie viel man für die Anhebung des Komforts ausgeben kann oder will. Entspricht das Haus (noch) den Vorstellungen von Alltagstauglichkeit? Wie will ich / wie wollen wir in 20, 30, 50 Jahren leben? Werden alle Räume des Hauses regelmäßig und gerne genutzt? Könnte man im Zuge der Sanierungsmaßnahmen auch die Zugänglichkeit und Raumaufteilung optimieren? Barrierefreiheit erleichtert den Verbleib im Haus bis ins hohe Alter. Effizienter genutzte Flächen schaffen unter Umständen Platz für neue MitbewohnerInnen. Eine kleine Hausgemeinschaft im eigenen Haus fördert wiederum die soziale Eingebundenheit und wirkt Einsamkeit und Depression entgegen. Durch geteilte Haus- und Gartenarbeit kann viel Zeit gewonnen und durch geteilte Kosten auch viel Geld eingespart werden.

Diese grundsätzlichen Überlegungen zu Wohnbedürfnissen und den Möglichkeiten für das Haus fließen in ein Gesamtkonzept ein. Es spricht nichts gegen ein Sanieren in mehreren Etappen, aber ein „wahlloses“ Austauschen von Gebäudeelementen oder Dämmen einzelner Gebäudeteile sollte vermieden werden, auch wenn es vielleicht gerade reizvolle Förderungen dafür gibt.

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Beratung einholen

Es ist nicht einfach, aus den vielen Dingen, die man bedenken sollte, den unzähligen Möglichkeiten zur Umsetzung, den nicht immer einfachen persönlichen Vorstellungen und den Vorgaben durch das Haus bzw. dem vorhandenen Budget, das Ziel und die ideale Vorgehensweise festzulegen. Vorschnell umgesetzte Einzelmaßnahmen verhindern oft die optimale Gesamtlösung bzw. verteuern sie empfindlich.

Beispielsweise fällt die Wahl des angestrebten Energiestandards oft schwer. Wo genau liegen die Unterschiede von Aktiv- und Passivhausstandard, welche Vorteile sind jeweils zu erwarten? Welche Förderungen gibt es dafür? Ist ein möglichst geringer Energieverbrauch wichtig? Oder soll das Haus künftig auch noch selber Energie produzieren? Möglicherweise lautet das Ziel überhaupt Unabhängigkeit (Autarkie) von lokalen bzw. regionalen Anbietern und Netzen? Und soll die Versorgung des Hauses mit Strom / Wärme / Wasser sowie die Abwasserentsorgung auf dem eigenen Grundstück erfolgen?

Welche ökologischen oder baubiologischen Ziele werden angestrebt? Welche Möglichkeiten gibt es, Energie, Rohstoffe und Flächen zu sparen? Wo kann ich bei meinem Haus erneuerbare Energie einsetzen? Welche Systeme sind für das Haus geeignet und mit dem eigenen Lebensstil kompatibel?

Ein Umstieg auf erneuerbare Energieträger und auf Niedertemperatursysteme (Fußboden- oder Wandheizung) empfiehlt sich für eine ökologisch sinnvolle Sanierung ebenso, wie die Installation einer Solaranlage für Warmwasserproduktion und Raumheizungsunterstützung sowie einer Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung.

Welche Teile des Hauses sollten jedenfalls erhalten werden? Grundsätzlich gilt: Je größer der Anteil an wiederverwendeter gebauter Substanz (= Räume, Gebäudeelemente, Materialien), desto ökologischer ist das Gesamtergebnis. Ausgenommen sind selbstverständlich schadstoffbelastete Elemente wie bspw. asbesthaltige Dachziegel oder alte PVC-Fußbodenbeläge. Diese sollten jedenfalls entfernt und fachgerecht entsorgt werden.

Zögern Sie deshalb nicht, die Beratung von Fachleuten wie bspw. Architekten, Bauberatern, Energieberatern, Wohnpsychologen oder Finanzierungsexperten in Anspruch zu nehmen!

Gut planen

In der Planungsphase fertigt man schließlich dem Gesamtkonzept entsprechende Pläne und Details an. Es ist ratsam, damit ein Architekturbüro zu beauftragen. Dieses kümmert sich darüber hinaus um einen geregelten Bauablauf und koordiniert alle am Bau Beteiligten. Auch sorgt es dafür, dass Wünsche und finanzielle Mittel aufeinander abgestimmt sind. Sämtliche Fachplaner, insbesondere die Haustechnikplaner, sind zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt einzubeziehen.

Der Planungsfokus sollte auf Flexibilität und Langlebigkeit gelegt werden. Wartungs- und Pflegefreundlichkeit aller Gebäudeelemente sind hierfür ein wichtiges Kriterium. Bereiche, die nur schwer zugänglich oder überhaupt unzugänglich sind und deshalb nicht angemessen gereinigt, gewartet oder repariert werden können, tragen in erheblichem Maße zur Kürzung der Lebensdauer des gesamten Gebäudes bei.

Bei einer guten Planung wird das Ende der Nutzungsphase bereits mitberücksichtigt, damit das Gebäude später einfach umgenutzt, Baustoffe recycelt oder zumindest die Gebäudeelemente einfach abgebaut und schadstofffrei entsorgt werden können.

Eine adäquate Materialwahl ist für ein gutes ökologisches Sanierungsergebnis wesentlich. Auf größtmögliche Schadstofffreiheit (insbesondere bei Anstrichen, Wand- und Fußbodenbelägen, die mit der Raumluft in direkter Berührung stehen), lange Lebensdauer und geringen Energieaufwand für Rohstoffabbau und -produktion ist genauso zu achten, wie auf die Verwendung heimischer und möglichst lokal verfügbarer Rohstoffe, um die Transportwege kurz zu halten. Besonderes Augenmerk gilt den Dämmstoffen: Hanf, Flachs, Stroh oder Zellulose ist der Vorzug zu geben. Denn für die Produktion von Polystyrol (EPS, XPS), besser bekannt als Styropor, ist der notwendige Energieeinsatz für die Herstellung rund fünf mal so hoch, wie beispielsweise für Zellulose. Darüber hinaus werden Dämmstoffe auf Erdölbasis meist auf die Fassade geklebt und können deshalb später nicht mehr oder nur sehr schwierig getrennt und recycelt werden. Generell sind Schraub- oder Steckverbindungen den Klebeverbindungen zu bevorzugen.

Eine gute ganzheitliche Planung macht ein Gebäude nicht nur fit für die kalte Jahreszeit, sondern berücksichtigt auch die immer mehr zum Problem werdende sommerliche Überhitzung. Damit die eingesparte Energie nicht erst wieder in Klimageräten und Ventilatoren verpufft, ist man gut beraten, einen außenliegenden Sonnenschutz wie bspw. Klappläden oder Rollos vorzusehen. Das Pflanzen von Bäumen, die im Sommer Schatten spenden und im Winter das Laub abwerfen und die Sonne ins Haus lassen, wäre ebenfalls eine Variante, die zudem auch das Mikroklima positiv beeinflusst.

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Gut ausführen

Eine fachgerechte Ausführung aller Arbeiten ist das A&O einer gelungenen Sanierung. Deswegen sollte man beispielsweise den normgerechten Fenstereinbau, das Dämmen der Gebäudehülle oder die haustechnische Optimierung den Fachleuten überlassen.

Gebäudeteile, die man nicht mehr erhalten kann, sollten man geordnet rückbauen. Das bedeutet, dass man schadstoffhaltige Materialien ausbaut und Baurestmassen möglichst sortenrein trennt. Dadurch ist eine Wiederverwendung der Elemente oder Materialien möglich.

Wird eine Sanierung in Etappen vorgenommen gilt: zuerst Fenster und Türen tauschen, dann dämmen, dann Kesseltausch und ggf. Erneuerung des Verteilsystems.

Richtig nutzen

Last but not least ist nach Abschluss der Sanierungstätigkeiten der richtige Betrieb und ein angemessenes Nutzerverhalten ausschlaggebend dafür, ob die Einsparungen und Verbesserungen den Erwartungen entsprechen. Bei regelmäßiger Wartung des Heizsystems,  Pflege von witterungsausgesetzten Elementen wie Fenster und Außentüren, Filtertausch, regelmäßigem Lüften (falls keine Lüftungsanlage eingebaut wurde), unverstellten Heizkörpern, angemessener Raumtemperatur und Heizungsregelung (Nachtabsenkung) steht einem langjährigem Genuss des sanierten Hauses nichts im Wege.